Nichtregierungsorganisationen kennen das Problem: die Andienung an die Vorgaben eines Fördergebers. Wertvolle Arbeitszeit wird dafür aufgewendet, um Projekte zu formulieren, die zuallererst den Ausschreibungsbedingungen zu entsprechen haben und darüber hinaus gerade noch ihren Interessen im Sinne der vereinseigenen Statuten. Das dabei entstehende Matchingproblem entspringt der Tatsache, dass die Bedürfnisse von Betroffenen sich nicht im Rhythmus von Legislaturperioden ändern und sich auch nicht den jährlich geänderten Schwerpunktthemen anpassen.
So bleiben auch die Forderungen des Verein AMSEL weitgehend die selben, Jahr für Jahr. Ebensowenig wechseln die Tätigkeiten, die wir laufend erbringen und die da beispielsweise sind:
Bewusstseinsbildung mittels Diskurs, oder:
Medien- und Lobbyarbeit vor Ort und in Wort und Schrift.
Was heißt „tätig sein“?
Was es dazu braucht sind Tätigkeiten, die sich innerhalb verschiedener Zeitspannen wiederholen: in Netzwerken aktiv mitwirken, um sich mit den eigenen Themen einzubringen und um so stabile Vertrauensverhältnisse aufzubauen, Fragen stellen und darauf Antworten suchen, recherchieren, administrieren, Inhalte in Worte fassen, also: schreiben, Beiträge aktualisieren, reisen, von Mensch zu Mensch kommunizieren: vor Ort oder am Telefon, diskutieren und vieles mehr.
Das klingt langweilig – ist es aber ganz und gar nicht, sofern ein Sinn im eigenen Tun (Tätig sein) erkannt und gelebt wird.
Mangelndes Vertrauen
Ein Aspekt ist in diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert: das Vertrauensverhältnis zwischen Fördergeber*innen und den Handelnden in Nichtregierungs- und Non-(oder besser: Social-)Profit-Organisationen (NGO/NPO). Dieses ist mitunter über weite Strecken zerrüttet, sofern auf der Seite demokratisch legitimierter Macht ideologische Überlegungen ins Tagesgeschäft hineinregieren, die die Reproduktion der Ränder unserer Gesellschaften bewusst unterstützen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist es nur zu verständlich, wenn jahrzehntelang ehrenamtlich erbrachte Leistungen in einer Selbst(vertretungs)organisation wie dem Verein AMSEL nicht derart von hoheitlicher Seite gewürdigt werden, dass diese NGO/NPO mit einer Grundfinanzierung bedacht wird. Anstelle dieser existenziell absichernden Form der Würdigung wird gedemütigt und krank gemacht, weil aktive Beschämung unter die Haut geht.
So gesehen beginnt der Protest gegen dieses unwürdige Machtspiel damit, keine administrative Mehrleistung zu erbringen, nur um so ein paar hundert EURO zu erhalten. Am mangelnden Vertrauen zerbricht eine Gesellschaft und dieser Umstand ist Auftrag genug, dieses – also das Vertrauen – von den Volksvertreter*innen abwärts nachhaltig einzufordern.