Im Vergleich zu den bisherigen AMSEL-Festlichkeiten anlässlich des jährlich begangenen Tages der Arbeitslosen bietet unsere heurige Einladung dazu deutlich mehr. Neben dem Film „Ich, Daniel Blake“ ist ein weiterer Grund dafür die Suppenküche der Volkshilfe Steiermark vor dem AMS in der Niesenbergergasse. Damit wird insbesondere auf die Armut durch Ausgrenzung von den Arbeitsmärkten hingewiesen.
Nach Jahrzehnten zunehmender (Erwerbs-)Arbeitslosigkeit verbessert sich die Situation auch dann nicht wesentlich, wenn es heißt, die Wirtschaft wächst wieder stärker. Diese Nachricht soll in erster Linie gute Stimmung verbreiten, doch an der Realität der allermeisten Betroffenen ändert das gar nichts. Prekäre Arbeitsverhältnisse sind weiter an der Tagesordnung, ebenso wie Ausgrenzung durch Erwerbslosigkeit, weil auch weiterhin hunderttausende Menschen auf zehntausende freie Arbeitsplätze drängen. Würden Sicherheitsnetze wie die Notstandshilfe wegfallen, dann wird auch in Österreich die Mitte der Gesellschaft – nach Deutschland – rasch ärmer.
Während die selbst formulierte Terminankündigung in der Woche kaum messbares Interesse hervorgerufen hat, lieferte das Kleben von Werbeschriften in Gastwirtschaften deutlich mehr an brauchbaren Hinweisen: hier wird konkret spürbar, wie sich die Spreu vom Weizen trennt, wenn es darum geht, solidarisch zu wirtschaften.
Im Beitrag „Kritik an ‚hausgemachtem‘ Fachkräftemangel“ des ORF Steiermark wird AMSEL-Vorstandsmitglied Wolfgang Schmidt zitiert mit dem Hinweis auf „Wunderwuzzis“, die die Unternehmen vor der Anstellung neuer Mitarbeiter*innen suchen. Diese sollen „alle Ausbildungen haben, die man grad braucht im Unternehmen, und die noch dazu total viel Praxis haben, die ‚job ready‘ sind und keinen einzigen Tag Einschulung brauchen und gleichzeitig so billig sind wie eine Berufseinsteigerin.“
Ab 10:00 h waren wir gemeinsam mit dem Gewerkschaftlichen Linksblock und Claudia Klimt-Weithaler als Klubobfrau des Landtagsklubs der KPÖ vor dem AMS in der Niesenbergergasse in Graz aktiv. Die Suppenküche der Volkshilfe Steiermark war die gesamte Zeit bis nach 12:00 h der kulinarische Anziehungspunkt für die Passant*innen ebenso, wie für die Anwesenden. Bei der Verteilung des frisch aus der SP-Druckerpresse angelieferten Impfstoffs für Wählende in Form des NEIN zu Hartz-IV-Folders der Arbeitslosenlobby wurden wir auch tatkräftig von Bedrana Ribo von den Grazer Grünen unterstützt (siehe Bild unten). Nach 12:00 h kam noch Gernot Frischenschlager vom ORF Steiermark und interviewte die AMSELn Margit Schaupp und Wolfgang Schmidt (wodt) für seinen Beitrag in Steiermark Heute.
Weil nach den Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit die prekären Erwerbsverhältnisse auf den Arbeitsmärkten nicht enden, waren Margit und wodt am 2. Mai bei Jürgen Holzer zu Besuch in seiner Sendereihe „Das offene Wort“ auf Radio Helsinki. Der Kampf gegen systematische Ausgrenzung geht weiter …
Am Ende des Films „Ich, Daniel Blake“ lehnt der Protagonist Almosen posthum ab und pocht stattdessen auf seine Rechte als Bürger. Weder Nachbarschaftshilfe noch Philanthropie konnten verhindern, dass ihm der existenzielle Kampf gegen die staatlichen Sozialschikanen einen frühen Tod bescherten.
In unserem Impfstoff für Wählende, dem von Bedrana Ribo gezeigten Hartz IV-Folder erläutern wir, was der gesellschaftlichen Mitte in Österreich nach der angekündigten Abschaffung der Notstandshilfe droht. Denn wer die Konsequenzen eines derart massiven und grundlegenden Einschnitts in den österreichischen Wohlfahrtsstaat kennt, ist nicht mehr so leicht durch parteipolitische Meinungsmache zu manipulieren.